XXL-Transporte
Die Mission von Roland und seinem Actros L
Roland Rieger ist Lkw-Fahrer bei Hämmerle Spezialtransporte in Hard bei Bregenz am Bodensee. Am Steuer seines Mercedes‑Benz Actros L 2751 meistert er die komplexesten Spezialtransport Missionen weit über die Grenzen Vorarlbergs hinaus. Wir haben den ruhigen, höchst sympathischen Schwaben begleitet.
Bereits Rolands Vater war als Lkw-Fahrer in der Transportbranche tätig, das Fahrerblut wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt. Schon als Kind war Roland gerne auf dem Beifahrersitz mit seinem Vater in der schwäbischen Heimat unterwegs und wusste: „Das ist mein Weg.“
Heute, mit neuem Wohnsitz in Hard, sitzt er nicht nur selbst hinter dem Lenkrad – Roland lebt seinen Traum.
Das Schlafzimmer immer dabei
Heute steht eine besonders anspruchsvolle Mission auf dem Plan: der Transport eines überbreiten Holzmoduls, das ein Schlafzimmer und ein Kinderzimmer beinhaltet, für ein großes Wohnhaus in Modulbauweise in Vorarlberg. „Wir bringen das Modul heute vom Hersteller hier in der Steiermark ins Ländle zu uns auf den Hof, morgen laden wir dann ab“, erklärt Roland kurz das Programm der nächsten 24 Stunden, während er Zurrgurte und Kantenschoner akkurat neben seinem Mercedes‑Benz Actros aufreiht.
Sofort war klar, dass hier mit höchster Präzision gearbeitet wird. Mit strengem Auge überwacht er auch die anschließende Beladung. Während der Hallenkran die riesige Holzbox herbeischweben lässt, hat Roland schon den Zollstock wie einen Dirigentenstab in der Hand, um die perfekte Position und Balance seiner Fracht zu bestimmen. Der Spaß darf dabei nicht zu kurz kommen. Verlader Christoph und Roland kennen sich schon lange, sind ein eingespieltes Team und der Schmäh rennt.
Keine zehn Minuten später ist die Zweiraum-Box verzurrt, die Markierungstafeln an den überbreiten Ecken positioniert und das Drehlicht am Heck mit Strom versorgt.
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In der Ruhe liegt die Kraft
„Bei so einem Transport darfst du dir keinen Fehler erlauben“, erzählt Roland, während er seinen Actros für die Fahrt vorbereitet und auf die Papiere wartet. Bereits bei der Hallenausfahrt wird klar, was er meint. Die Box passte mit wenig Spielraum durch das Tor, zusätzlich ist die Ausfahrt nach vorne vom Bahnanschluss begrenzt. Die erste Hürde ist geschafft, das Begleitfahrzeug steht auch schon bereit und die Fahrt Richtung Vorarlberg kann losgehen.
Die Transportbegleitung fährt voraus, um die Kreuzung der Autobahnauffahrt für Roland und seinen Actros L zu sperren. „Das Handling des Sattelzuges ist denkbar einfach und die Kurvenradien trotz Überbreite nur unwesentlich größer dank gelenkter Vorlaufachse an meinem Actros und drei gelenkter Achsen am Trailer. Präzision am Lenkrad ist vor allem in Baustellen und natürlich in Ortsdurchfahrten gefragt“, gibt Roland gleich auf den ersten Kilometern Einblicke in die hohe Kunst der Sondertransporte. Mit seinen 510 PS ist der Actros L jedenfalls höchst agil unterwegs, allerdings wiegt das Holzmodul „nur“ rund 13 Tonnen.
In der Ruhe liegt die Kraft
Spezialtransporte verlangen nach speziellen Routen. Der Weg nach Vorarlberg führt uns nordwärts über die A9, A8 und die deutsche A3 bis nach Deggendorf, um dann auf der A92 Richtung Westen zu rollen.
Bei Landshut ist die Zeit reif für eine Lenkpause und Roland macht es sich auf seinem Loungesessel des SoloStar Concepts bequem. Wir trinken frischen Espresso. „Ich bin in unserem Team bekannt für guten Kaffee. Außerdem sehe ich nicht ein, warum ich an einer Tankstelle fast vier Euro für eine Tasse bezahlen soll“, kann Roland den Schwaben nicht leugnen. Der Espresso gibt ihm jedenfalls recht.
Neben Roland sitzt auch während der Pause „Manne“, ein kleines Stoff-Erdmännchen, und schaut konsequent aus dem Beifahrerfenster. Was hat es denn mit ihm auf sich? Für Roland ist Manne mehr als nur ein Maskottchen, das immer mitfährt. „Der checkt die Lage“, sagt Roland augenzwinkernd, „was ich nicht sehe, sieht Manne.“
Starker Zusammenhalt
Roland nützt die Pause, um mehr zu erzählen. „Die Arbeit hier bei Hämmerle macht mir jedenfalls Spaß. Der Zusammenhalt unter den Fahrern und das Betriebsklima sind top! Es war vor 1,5 Jahren genau die richtige Entscheidung hierher zu wechseln“, lobt Roland sein Unternehmen. Es ist bei weitem nicht nur der Job, der ihn antreibt. Seine innere Zufriedenheit findet Roland in kleinen Dingen: „Privatfernsehen ist für mich eine unvorstellbare Qual, stattdessen vertiefe ich mich lieber in Bücher vor allem über Geschichte. Aktuell lese ich gerade eines über die Teilung Deutschlands, eine hochspannende Zeit.“ Seine zweite große Leidenschaft ist die Musik. Während der Fahrt läuft Schlager: „Das Schlagerparadies ist mein Stammprogramm. Hin und wieder gönne ich mir aber auch härtere Klänge etwa von AC/DC oder Iron Maiden. Plötzlich erklingt Nino de Angelos „Jenseits von Eden“ im Radio. „Das ist für mich ein Lied für die Ewigkeit“, murmelt er, während er an seiner Kaffeetasse nippt und den Blick über den Horizont schweifen lässt.
Wenn Roland nicht auf den Straßen unterwegs ist, ist er oft auf Konzerten zu finden. Schlager-Boom hat er bereits live erlebt – ein Highlight für ihn. Nächstes großes Event? Bryan Adams in Dornbirn. „Konzerte sind mir wichtig“, sagt er, „sie geben mir Kraft und Freude. Musik verbindet.“ Auf dem weiteren Weg Richtung Bregenz schwelgen wir noch ein wenig in Erinnerungen, während die Sonne im Westen langsam untergeht. Es ist schon dunkel als wir Fabian Hämmerle, Geschäftsführer der Hämmerle Spezialtransporte, am Grenzübergang in Hörbranz treffen. Die letzten Kilometer bis zur Unternehmenszentrale begleitet er selbst den Sondertransport zum finalen Stellplatz für heute Nacht.
Höchst abwechslungsreich
Am nächsten Morgen herrscht bereits früh emsige Betriebsamkeit am Hof bei Hämmerle. Wie am Vortag angekündigt helfen heute alle anwesenden Fahrer zusammen, um die letzten Vorbereitungen für die Entladung der am Vortag angelieferten Holzmodule durch den angeforderten Kranwagen zu treffen. Roland ist nicht nur wegen seiner fahrerischen Fähigkeiten bekannt. Er ist an diesem Tag auch der verantwortliche Mann für die Entladung. Vom Gabelstapler und Hubsteiger aus dirigierte er Kollegen und Kranfahrer bis die Module sicher abgeladen und positioniert sind. „Wenn Not am Mann ist, fahre ich auch mit dem Kran Lkw oder helfe in der Werkstatt“, freut sich der gelernte Mechaniker seine umfassenden Talente einsetzen zu können.
Erstmals macht sich eine gewisse Unruhe bei Roland bemerkbar: „Ich muss wieder los, zurück in die Steiermark das nächste Modul abholen. In einem Monat werden all diese Holzboxen an einem einzigen Tag zu einem Wohnhaus zusammengesetzt. Bis dahin müssen sie bei uns am Hof eingetroffen sein.“ Er wirft seinen Actros an, winkt und startete in das nächste Abenteuer.
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