Seit den 50er‑Jahren nimmt die Industrieproduktion in Europa enorm Fahrt auf, und mit ihr der Straßentransport. Daimler‑Benz expandiert und arbeitet sich zum größten Nutzfahrzeughersteller Europas voran: Zwischen 1960 und 1970 wächst die jährliche produzierte Stückzahl um rund 300 Prozent. Eine konsequent ausgebaute Modellpalette und immer neue Innovationen sichern den Erfolg.
Der Wandel wird? Zur Regel!
1963
Es wird kubisch.
Rückblickend ist die IAA 1963 ein Meilenstein im Lkw‑Bau: Mit dem LP 1620 zeigt Daimler‑Benz ein komplett neu konstruiertes Fahrerhaus. Wo vorher eine knuffig anmutende Haube und hohe Motortunnel das Bild bestimmen, nimmt nun der moderne Frontlenker Gestalt an. Der Motortunnel schrumpft auf 170 Millimeter, die Verglasung ist deutlich großzügiger und ein ausgeprägter vorderer Überhang schafft einerseits Raum für einen endlich komfortableren Einstieg und beschert andererseits dem Platzwunder LP 1620 ungeahnte Bewegungsfreiheit für die Besatzung. Von Anfang an mitgedacht: Dieses Fahrerhaus lässt sich mühelos für alle Baureihen von leicht bis schwer adaptieren.
1973
Generation Baukasten.
„In Zeiten immer größerer Spezialisierung […] heißt es durch ausgefeilte Fabrikationstechniken […] eine breite Käuferpalette mit all ihren Fahrzeugwünschen zu bestreichen“, schreibt „lastauto‑omnibus“ im Jahr nach der Premiere zur „Neuen Generation“ aus dem Hause Daimler‑Benz. Und tatsächlich beschreitet die Neue Generation einen vollständig eigenen Weg. Überarbeitet wird schlichtweg das komplette Fahrzeug von der Achse über den Motor bis zum Fahrerhaus. Das eigentlich revolutionäre aber: Künftig regiert das Prinzip Baukasten. Bereits ein Jahr nach der Einführung stehen allein 76 Grundkonfigurationen für die Fahrzeugreihe bereit, zusammengestellt aus einem Minimum an Aggregaten und Teilen für ein Maximum an Typen für jeden Transportbedarf. Ein technisches Feature hat sogar bis zum aktuellen Actros Bestand: die Außenplanetenachse.
1981
Computer machen’s möglich: ABS.
Lediglich rund zehn Jahre von der Erstvorstellung bis zur gesetzlichen Verpflichtung für alle Neuzulassungen – allein daran lässt sich ablesen, welcher Sprung Daimler‑Benz mit der Entwicklung des Anti‑Blockier‑Systems (ABS) für die Sicherheit schwerer Lkw gelingt. Modernste Technik schafft die Voraussetzung für die Serienreife: Erst der Wechsel von analoger Technologie hin zu Mikrocomputern ermöglicht die notwendige „Feinfühligkeit“ und Reaktionsschnelligkeit.
Der Grundstein ist gelegt, von hier aus geht es Zug um Zug weiter über die Anti‑Schlupf‑Regelung, den Spur‑Assistenten bis hin zum Active Sideguard Assist im aktuellen Actros.
1996
100 Jahre Lkw – Geburtsjahr des Actros.
Siebzehn Prozent. Eine unscheinbare Zahl, die einen enormen Unterschied aufzeigt: Für die Neuentwicklung Actros haben die Ingenieure erstmals auch Aerodynamiker mit ins Boot geholt und so eine drastische Verbesserung des Cw‑Werts erzielt. Gerade bei höherem Tempo kann das den Kraftstoffverbrauch signifikant senken.
Auch sonst haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. Die Megaspace‑Kabine mit 40 Prozent mehr Raum ist neu am Start, und taufrisch ist die leistungsstarke und wirtschaftliche Motorenbaureihe OM 500. „Wenn die Motoren halten, was die Daten versprechen“, so schreibt Lkw‑Tester Frank Zeitzen, „dann ist am Motorhimmel ein neuer Stern aufgegangen.“
Auf die Straße gebracht wird die Kraft des Motors – Premiere im schweren Lkw – mit einem automatisierten Schaltgetriebe. So verliert Anfahren am Berg seinen Schrecken. Vorreiter ist der Neue auch beim Thema Sicherheit: Fahrer‑Airbag und Gurtstraffer sind nur der Anfang, schon bald erhält der Fahrer Unterstützung durch das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP und den Abstandsregeltempomat.
1998
Die Leichte Klasse geht, der Atego kommt.
Mehr als 300.000 Mal verließ ein LK (Leichte Klasse) die Produktionsbänder in Wörth. Aber auf dem Erfolg ausruhen gilt nicht, deshalb betritt 1998 der Atego die Bühne. Anfangs in der Gewichtsklasse 6,5 bis 15 Tonnen, später übergangsweise sogar hinauf bis 26 Tonnen. So übernimmt der Atego die unterschiedlichsten Aufgaben als Pritschenwagen, Kipper, Sattelzug und mit Kofferaufbau. Dazu passt, dass es die Kabine von Anfang an in vier Ausführungen gibt.
2018
Der digitalisierte Truck.
Fehlt hier nicht was? Keineswegs: Der Actros ab 2018 zeigt mit dem Wegfall der Spiegel nur einmal mehr, dass sich Technologie auch sprunghaft entwickeln kann. MirrorCam samt Displays, Multimedia Cockpit mit einer Bedienung wie beim Smartphone, Apps zur Unterstützung der Logistik, Predictive Powertrain Control zur Automatisierung von Gangwahl und Tempo außerorts, kontinuierliche Vernetzung mit dem eigenen Unternehmen und der Werkstatt, Active Sideguard Assist… Es gibt kaum ein Thema, bei dem der Actros nicht konsequent ein Zukunftsfeld besetzt. Und die Entwicklung geht weiter: Seit 2021 ist der vollelektrisch angetriebene eActros in der Serienproduktion.
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Fotos: Daimler